Tote Vögel auf den Titelseiten, Eilmeldungen im Radio, Sondersendungen im Fernsehen: Überall die gleiche Szene. Hubschrauber kreisen über Küsten und Seen, die Bundeswehr sucht nach Kadavern. Erst rücken Bodentruppen aus, dann folgen Tornados. Minister raufen um Zuständigkeiten und Ornithologen raufen sich die Haare über ein Seuchenszenario, das wie aus einem Katastrophenfilm wirkt.
Seit dem 16. Februar 2006 wird die deutsche Öffentlichkeit von der „Vogelgrippe“ infiziert nicht durch das Virus selbst, sondern durch eine mediale Dauerbeschallung. Politiker, große Medienhäuser, Pharmaunternehmen und Experten spielen auf der Orgel der Angst ein altes Lied vom tödlichen Erreger, diesmal unter dem Kürzel H5N1. Milliarden fließen in der EU und in den USA in die Entwicklung neuer Impfstoffe, in den Ankauf von Tamiflu, in immer neue Testverfahren.
Die Bevölkerung reagiert erwartungsgemäß: Sorge und Panik steigen und mit ihnen die Kurse der Pharmakonzerne. Doch die naheliegenden Fragen geraten ins Abseits:
Wie gefährlich ist dieses Virus tatsächlich?
Welche Daten stützen die alarmistischen Szenarien?
Wer profitiert von der Angst und wer kontrolliert die Deutung?
Auf viele dieser Fragen gibt es bis heute keine klare Antwort. Vielleicht liegt genau darin das Problem: Nicht das Virus selbst infiziert die Gesellschaft, sondern ein Informationsvakuum, das Spekulationen und Ängste befeuert.
Quelle: