„Angst kann sehr dienlich sein. Allerdings ist sie zu gut 90 % völlig unnötig sofern genügend Vernunft vorhanden ist.“
Man darf sich jetzt nicht verwirren lassen. Ich bin ja grundsätzlich einverstanden damit, dass Angst haben kein Problem darstellt. Auch differenziere ich in meinen angstbezogenen Texten das Thema Angst bis ins Detail. Ich unterscheide zwischen vielen verschiedenen Ausprägungen der Angst wie: Existenzängste, Verlustängste, Überlebensängste, Versagensängste, Orientierungsängste, Todes-ängste, Kontrollverlustängste, Phobien, Paranoia etc. und ich differenziere auch ganz deutlich zwischen Angst und Furcht. Furcht ist beispielsweise Angst auf Vorrat und somit völlig unnötig.
Ich werde dies jetzt in diesem Text nicht alles aufführen sondern in eine ganz andere Richtung gehen. Diese Sichtweise ist ebenfalls sehr interessant und das Verstehen dessen was ich hier sage, könnte, wie im Eingangszitat erwähnt, gut 90 % unserer Ängste hinfällig machen.
In der Psychologie wird gelehrt, dass Angst ein wichtiger Bestandteil des Menschseins und des Überlebens als Spezies ist. Das mag wohl sein, aber nur dann, wenn man die Anfänge des Homo Sapiens auf eine unreale, lückenhafte und unwahre Darwinsche Evolutionstheorie festlegt. Um dies zu tun muss sämtliche Vorgeschichte der Menschheit ausgeblendet werden. Denn es gab eine Zeit davor! Und in jener Zeit, war Angst kein Bestandteil des menschlichen Bewusstseins. Daher gab es damals keine Kriege und wir alle lebten im sogenannten ‚Paradies’. Es gab keine Feinde, weder menschliche noch tierische und auch keinen ‚Gott’ den es zu fürchten galt.
Nun gut, kommen wir auf den wesentlichen Punkt den ich heute ansprechen möchte: Die Vernunft.
Viele wissen, dass ich kein Freund des vernünftig seins bin. Dennoch bin ich ein Freund der Vernunft. Nicht einer ausschließlich rationalen, sondern einer ganzheitlichen Vernunft. Die Psychologie begründet den Vorteilswert der Angst zum Beispiel damit, dass etwa die Angst davor von einem Auto überfahren werden zu können dazu führt, dass wir eben vorsichtig die Strassen überqueren. Und dies würde unser Leben retten. Ja, das klingt logisch und ist uns allen verständlich. Früher ging es darum, nicht von wilden Raubtieren gefressen zu werden oder so.
Aber genau hier halte ich dagegen. Man muss in solchen Fällen nicht unbedingt Angst haben, wenn genügend Vernunft vorhanden ist. Wenn wir mal voraussetzen, dass der Mensch leben will, dann genügt ein wenig klarer Menschenverstand vollkommen um sich ausrechnen zu können, dass man zuerst schaut bevor man eine Strasse überquert. Angst zu haben eine Strasse zu überqueren würde sich nämlich eher nachteilig auswirken. Angst blockiert das Gehirn. Alles Blut wird in die Muskeln geleitet und wir handeln rein instinktiv. unsere Überlebensinstinkte kennen jedoch nur zwei Möglichkeiten: Flucht und Angriff. Beide Varianten wären ein bisschen komisch in Bezug auf das Überqueren einer Strasse, oder? Man könnte dabei gar so aufgeregt sein, dass man beim Rennen über die Strasse stolpert und genau dies würde dann zu einem schmerzhaften Event führen.
Zum Beispiel die Angst davor betrogen oder verlassen zu werden… Das ist ja eigentlich nur eine Furcht. Aber wenigen ist klar, dass dies ihr Verhalten dementsprechend verändert, dass eine solche Erfahrung geradezu erschaffen wird. Stellt Euch einfach mal vor, dass jemand immerzu misstrauisch seinem Partner gegenüber ist. Manchmal jahrelang. Wie nervig muss dies für den anderen sein?! Ist es da nicht logisch, dass sich unser Partner dann mit der Zeit unwohl mit uns fühlt? Klar, und die weiteren Schlussfolgerungen liegen auf der Hand. Wenn man die ganze Zeit etwas befürchtet, dann zieht man es magisch an ja, man zwingt den anderen quasi dazu den eigenen Ängsten sozusagen die Bestätigung zu liefern. Warum? Weil der Verstand – und in diesem befinden sich unsere Ängste – nur ein einziges Anliegen hat: Rechthaben. Wenn er also Angst erzeugt, dann will er auch Recht haben und am Ende sagen können: Ich hab’s ja gewusst oder ich habe es Dir ja gesagt, dass es eines Tages so kommen wird. Mann, Mann, Mann…
Würden die Menschen sich nur ein klein wenig mit der Funktionsweise des Verstandes und dem menschlichen Bewusstsein befassen, dann würden sie solche Mechanismen rasch durchschauen und rechtzeitig eine Bewusstseinskorrektur einleiten können. Damit würden sie sich eine Menge Ärger und Leid ersparen. Aber der Verstand ist nicht vernünftig und wenn man Vernunft im Verstand sucht, dann wird es schwierig. Vernunft ist hauptsächlich eine Angelegenheit des Herzens jedoch in Verbindung mit einem klaren Verstand. Ein angstvoller Verstand kann aber nicht klar sein! Da ist zu wenig Blut am Fließen, ist ja alles in den Beinen, den Muskeln und in der Lunge.
Die Angst ist es, welche Dich in Gefahr bringt. Das Leben ist nicht gefährlich aber wir sind es. Die Angst welche wir produzieren läßt Dich ständig auf der Hut sein. Somit sind wir ständig mit ihr im Kampf. Ein Mensch der sich in einem immerwährenden Kampf befindet, bezeichne ich als Krieger. Neutral, ohne Bewertung. Aber wenn wir uns wie Krieger verhalten, welche die Angst ja nicht fürchten sondern suchen, aber wir selbst eigentlich dem Friedlichen Dasein verpflichtet sind, entsteht ein grosser Konflikt, nämlich: Man beginnt Dinge zu erfahren, die man nicht möchte. Man lebt plötzlich ein Leben, welches nicht dem entspricht, was man ursprünglich leben wollte. Das kennen bestimmt viele von Euch. Gut, jetzt kennt Ihr den Grund. Ihr folgt der Angst! Das tut man übrigens auch, wenn man vor ihr flüchtet und sie immer zu vermeiden versucht. Es ist beides dasselbe.
Dies macht unser ursprüngliches Spiel des Lebens zu einer äußerst ernsten Angelegenheit.
Ernste Menschen sind Menschen die Angst haben. Laute Menschen sind Menschen, die Angst haben. Gewalttätige Menschen sind Menschen, die Angst haben. Opfermenschen sind Menschen, die Angst haben. Unzufriedene Menschen sind Menschen, die Angst haben. Traurige Menschen sind Menschen, die Angst haben. Unglückliche Menschen, depressive Menschen, aggressive Menschen, verschlossene Menschen etc. auch.
Wie leicht zu ersehen ist wäre es wohl keine schlechte Idee, sich einmal ganz klare Gedanken zum Thema zu machen zumindest dann, wenn wir unser Leben in eine angenehmere Richtung steuern wollen. Angst läßt sich integrieren und transformieren. Dadurch werden wir viel mutiger (furchtlos) und können dementsprechend besser mit jenen Ängsten umgehen, die echte Ängste sind.
Angst ist also die Wurzel allen Übels und nicht umsonst widme ich in meinen Kursen ein ganzes Kapitel dem Umgang mit ihr. Habt also keine Angst vor der Angst sondern freut Euch zu erfahren, dass es einen Ausweg gibt. Der Ausweg heißt Vernunft, Mut und Vertrauen oder kurz: Liebe. Liebe die Angst und Du wirst grösser sein als sie. Liebe Deinen Feind und er wird zum Freund. So einfach ist das.
Mit HerzLichtvollen Grüssen und viel Spaß beim Forschen,
Bruno Würtenberger