Götz Wittneben im Gespräch mit dem Hirnforscher und Autor Dr. Gerald Hüther
In diesem Gespräch räumt der Hirnforscher Gerald Hüther mit dem lang gehegten Irrtum auf, dass Demenz lediglich die Folge eines degenerierten Gehirns sei. Die in 2001 von David Snowden publizierte Langzeitstudie, die in die Geschichte der Hirnforschung als „Nonnenstudie“ eingegangen ist, aber kaum zur Kenntnis genommen wurde, hatte nämlich zum Ergebnis, dass die nach dem Tode vollzogene Untersuchung der Gehirne der Nonnen zum Teil genau die Anzeichen von Plaque und Nekrosen hatten, die Alois Alzheimer als typisch für Patienten mit Altersschwachsinn bezeichnete. Nur, die Nonnen waren zeitlebens in der Lage, intellektuell anspruchsvolle Aufgaben zu lösen, zeigten also keinerlei Anzeichen von Demenz. Offensichtlich haben die Nonnen unter Bedingungen gelebt, die die Neubildung von Neuronen, Dentriten und Netzwerken begünstigten, die die Arbeit der degenerierten Hirnareale übernahmen.
Unter anderem durch bildgebende Verfahren (CT, MRT etc.) ist die Hirnforschung ja schon länger von ihrem Dogma abgerückt, dass sich alle Organe des Körpers immer wieder auf zellulärer Ebene regenerieren, nur das menschliche Gehirn sei davon ausgenommen – so wurde es den Schülern noch vor zwei bis drei Jahrzehnten in der Schule gelehrt. Hüther legt in diesem Gespräch dar, welche Bedingungen dieses ausgleichende Wachstum neuer neuronaler Netze – also die Neuroplastizität – begünstigen, auch wenn man nicht in einem Kloster lebt. Tatsächlich scheinen Menschen sich bereits auf diesen Weg gemacht zu haben, denn die neuesten Daten zeigen einen Rückgang der Neuerkrankungen. Gerald Hüther hat die Einzelheiten in seinem neuen Buch zusammengefasst.
Literatur: Raus aus der Demenz-Falle
Weitere Infos zur Arbeit von Gerald Hüther: http://www.akademiefuerpotentialentfaltung.org