Das Milgram Experiment

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Ausschnitt aus I wie Ikarus (1979)

Das Milgram-Experiment – Gehorsam und Gewissen

Der französische Politthriller I wie Ikarus aus dem Jahr 1979 enthält eine der eindrucksvollsten filmischen Darstellungen des sogenannten Milgram-Experiments. Diese Szene ist mehr als ein dramaturgisches Element sie basiert auf einem realen psychologischen Versuch, der Anfang der 1960er-Jahre weltweit für Aufsehen sorgte.

Ursprung des Experiments

1961 führte der US-amerikanische Psychologe Stanley Milgram an der Yale University in New Haven eine Reihe von Studien durch, um eine damals brennende Frage zu beantworten:
Wie konnte es möglich sein, dass während des Nationalsozialismus so viele Menschen Befehlen folgten, die zu grausamen Verbrechen führten?
Milgram wollte nicht nur Einzelfälle verstehen, sondern ein grundsätzliches Muster menschlichen Gehorsams erfassen.

Aufbau des Versuchs

Das Experiment war geschickt inszeniert:

  • „Lehrer“ die echte Versuchsperson sollte einem vermeintlichen „Schüler“ bei falschen Antworten auf Wortpaar-Fragen elektrische Schläge verpassen.

  • Die „Schüler“ waren jedoch Schauspieler und erhielten keine echten Stromstöße.

  • Ein Versuchsleiter im weißen Kittel erteilte klare Anweisungen, die Stromstärke nach jedem Fehler zu erhöhen bis zu scheinbar lebensgefährlichen 450 Volt.

Die „Lehrer“ glaubten, sie hätten die Wahl, wurden aber subtil unter Druck gesetzt: „Das Experiment erfordert, dass Sie weitermachen“, „Es ist absolut notwendig, dass Sie weitermachen.“ Viele zögerten, baten um Abbruch und drückten doch den Schalter.

Erschreckende Ergebnisse

Rund zwei Drittel der Teilnehmer gingen tatsächlich bis zur höchsten Stromstufe, obwohl sie Schreie, Bitten und schließlich vermeintliche Bewusstlosigkeit des „Schülers“ wahrnahmen. Das Experiment wurde in vielen Variationen wiederholt und lieferte immer wieder ähnliche Resultate: Gehorsam gegenüber Autoritätspersonen kann erstaunlich stark sein, selbst wenn er den eigenen moralischen Kompass übersteigt.

Bedeutung und Rezeption

Milgrams Arbeit erschütterte das Bild vom „vernünftigen“ Menschen. Sie zeigte, dass die Bereitschaft, Anweisungen zu folgen, nicht nur von „besonders gehorsamen“ oder „ideologisch geprägten“ Personen abhängt, sondern ein allgemeines menschliches Verhalten sein kann unabhängig von Kultur, Bildung oder persönlicher Einstellung.

Verbindung zum Film

I wie Ikarus nutzt diese Erkenntnis, um Machtmissbrauch und die Manipulierbarkeit von Individuen in autoritären Systemen darzustellen. Die Szene mit dem Milgram-Experiment dient als Spiegel: Nicht nur die Filmfiguren, auch das Publikum wird daran erinnert, wie dünn die Linie zwischen Moral und blinder Gefolgschaft sein kann.

Nachhall bis heute

Sechzig Jahre später ist Milgrams Frage aktueller denn je. Ob in Politik, Militär, Unternehmen oder im digitalen Raum das Experiment wirft ein grelles Licht auf Situationen, in denen Menschen Autoritäten mehr vertrauen als ihrem eigenen Gewissen. Es mahnt, Verantwortung nicht abzugeben und sich der eigenen Entscheidungskraft bewusst zu bleiben.

 

Quelle:

https://www.youtube.com/channel/UCsR6JO-8URGOU0SFqSop4fQ

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