Tipps, damit die Zwänge das Leben nicht mehr so einengen
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Für Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld. Wenn man unter Zwängen leidet und sich entschließt, etwas dagegen zu machen, ist dies ein sehr leidvoller und an-strengender Prozess.
Man sollte aber nie die Hoffnung aufgeben und sich schrittweise und geduldig voranarbeiten.
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Zwangsunterdrückung ist unmöglich. Wenn man bisher mit allen Mitteln versucht hat, sich Zwänge zu verbieten und sie zu unterdrücken, muss man oft erleben, dass sie umso häufiger auftreten. Es ist unmöglich an den rosaroten Elefanten nicht zu denken.
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Gib dem Zwang einen Namen. Baue eine Beziehung zu ihm auf. Er ist nur ein Teil von dir, der vor irgendetwas Angst hat. Rede mit ihm. Wenn du deinen Zwang beispielsweise Frieda genannt hast, sage dir, wenn er wieder auftritt: „ Frieda sei jetzt friedlich und beruhige dich, es ist alles gut und alles wird gut.“
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Distanziere dich aber auch ein Stück weit vom Zwang. Denk dir: „Es ist nur ein Zwang, es hat nichts mit der Realität zu tun, es ist keine reale Bedrohung. Es ist nichts Gefährliches, es gibt also nichts, was ich dagegen unternehmen muss.“
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Versuche die Zwangsgedanken vorbeiziehen zu lassen. Wie dunkle Gewitterwolken, die am Himmel vorbeiziehen.
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Such dir Ablenkung. Wenn du dich wirklich auf etwas konzentrierst, was dir Spaß macht, können Zwänge in den Hintergrund treten oder zumindest für eine Zeit verschwinden. Hobbys, Freunde, Arbeit etc.
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Auch Sport, Meditation, autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Yoga und Zen können helfen.
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Versuche die Zwangsgedanken zu ent-katastrophisieren. Wenn man überlegt, was im schlimmsten Fall passieren kann, dann kann man oft, wenn man es völlig unrealistisch überzeichnet und ins Lächerliche zieht , selber darüber lachen. Habe ich beispielsweise einen Ordnungszwang und kann nichts in der Wohnung unaufgeräumt lassen, dann sollte ich versuchen mir zu denken: „Gut, wenn die Wohnung jetzt aussieht, wie im Schweinestall, was passiert dann. Stürzt dann gleich das ganze Haus zusammen?“ Auch wenn Zwänge im ersten Moment nicht gerade zum Lachen einladen, versuche deine Marotten mit Humor zu sehen. Nobody is pefect.
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Denk dir immer wieder, am besten morgens und abends, sodass es langsam ins Unterbewusstsein einsickert: „Ich liebe mich. Ich respektiere mich. Ich vertraue mir. Um alles, was wichtig ist, kümmert sich mein Unterbewusstsein. Der Grübler in mir kann ruhig sein!“
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Dann gibt es schließlich die berühmt berüchtigten Expositionsübungen:
Diese sollte man aber am besten mit professioneller Unterstützung machen.
Ein Beispiel dafür:
Eine Frau hat Angst, Krankheiten zu verbreiten, wenn sie etwas berührt. Sie wurde also von ihrer Therapeutin dazu aufgefordert, dass sie der Therapeutin Kekse servieren soll, die sie zuvor in aller Ausführlichkeit angefasst hatte. Dies ist für die Frau natürlich mit unglaublich viel Angst verbunden, und es ist wichtig, dass sie bei dieser Übung auf gewohnte Zwänge, wie beispielsweise mehrmaliges desinfizieren der Hände, verzichtet. Nur wer sich seinen Ängsten stellt und durch sie hindurchgeht, ohne dabei in die Vermeidungstaktik der Zwänge zu verfallen, kann lernen und verinnerlichen, dass die Angst, mag sie auch noch so groß sein, langsam auch ohne Zwänge abnimmt. Wiederholt man diese Übungen öfters, so wird die Angst ihre dominierende Macht verlieren und das Angstniveau reduziert sich.
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Ich schreibe mir oft Grübelzwänge auf und führe darüber Tagebuch. Auch wenn ich im Kopf etwas wieder kontrolliere, beispielsweise die täglichen Erledigungen, mache ich mir kurz eine Liste, habe so einen besseren Überblick und muss nicht ständig darüber nachdenken.
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Vor jedem Zwangsgedanken steht ein erstes Gefühl, auf das man sich IMMER verlassen kann. Erst dann kommen die Zweifel, die Unsicherheit. Versuche nach diesem ersten Gefühl zu greifen und dich darauf zu verlassen. Es erfordert ein bisschen Übung, doch wer auf diese Grundintuition vertraut, kann Zwänge überflüssig werden lassen.
Für mich persönlich war gerade dieser letzte Tipp, sich auf das erste Gefühl zu verlassen, der wichtigste, der mir half, meine Zwänge ungemein zu reduzieren.
Textauszug aus “Die unheimliche Magie der Psychose”, S. 123 im Buch
Artikel und Buch von Vera Maria 🙂