Das Geschäft mit dem Lebensende – Dr. Matthias Thöns

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Götz Wittneben im Gespräch mit dem Palliativ-Arzt Dr. Matthias Thöns

„Patient ohne Verfügung – Das Geschäft mit dem Lebensende“ heißt das Buch, das der Anästhesist und ambulanter Palliativ-Arzt Dr. Matthias Thöns mutigerweise geschrieben hat, nachdem er jahrelang Zeuge von unglaublichen Vorgehensweisen von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und mobilen Pflegediensten an sterbenden Patienten geworden war. Da werden noch Chemotherapien verordnet, die die Lebenszeit vielleicht um Tage verlängern, keinesfalls aber die Lebensqualität des Menschen verbessern, im Gegenteil. Leider verdienen die behandelnden Institutionen mit Chemotherapien – deren Wirkung zum Teil Null Nutzen haben – und Intensivmedizin viel Geld und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen wird mit dem „Prinzip Hoffnung“ das Leiden sterbender Menschen verlängert.

Matthias Thöns verweist auf eine kürzlich erschienene britische Studie, bei denen 68 Chemotherapeutika untersucht wurden – lediglich bei zweien konnte eine Lebensverlängerung – von durchschnittlich zweieinhalb Monaten – und eine gleichzeitige Verbesserung der Lebensqualität nachgewiesen werden – bei 2 von 68 ultrateuren Medikamenten. Und dennoch werden diese Medikamente weiter verabreicht.

Die Abrechnungspraxis der Kassen sieht bei intensivmedizinischer Behandlung beispielsweise bei der künstlichen Beatmung zeitlich gestaffelte Entgeltstufen vor, je länger, je höher, und Matthias Thöns kann ausmachen, dass Patienten offensichtlich häufig bis zur nächsten Entgeltstufe beatmet wurden. Er selbst wurde notfallmäßig zu einem Patienten gerufen, der durch einen Intensivpflegedienst betreut wurde. Das Beatmungsgerät hatte Druck-Alarm gegeben, warum? – der Patient war bereits am Vortag verstorben, die Leichenstarre war schon eingetreten. Der Zustand des dauerbeatmeten Menschen war bereits vorher wochenlang so schlecht gewesen, dass die Intensiv-Pflegekraft Leben und Tod schon nicht mehr unterscheiden konnte.

Auf die Frage, warum die Krankenkassen den sinnlosen, nicht am Wohl der Patienten sondern den Gewinninteressen der behandelnden Institutionen dienenden Behandlungen keinen Riegel vorschieben, meint Dr. Thöns: „Die haben wohl einfach Angst um ihren Ruf, dass sie schwer kranken Menschen etwas verweigern“. Der Palliativ-Arzt rät jedem Menschen, frühzeitig eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht für einen Menschen seines Vertrauens auszustellen. Mit beidem zusammen kann der eigene Wille für ein würdevolles Sterben dokumentiert und durchgesetzt werden. Ein Ignorieren dieses Willens ist strafrechtlich relevante Körperverletzung! Es wird Zeit, dass immer mehr Menschen sich ihre Würde zurückholen und damit ihre Selbstverantwortung und Selbstbestimmung. Dann wird es das Geschäft mit dem Lebensende bald nicht mehr geben!

Hier können Sie eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht herunterladen: http://palliativnetz-witten.de/websit…

Weitere Informationen zu Dr. Matthias Thöns: http://www.der-schlafdoktor.de/index.htm

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