„Alles Sein ist flammend Leid.“
Franz Marc, expressionistischer Maler1880 -1916
Psychose – “Krankheit” oder geistige Erweiterung?
Eine Frage, die sich mir immer wieder stellt, ist die, ob ich komplett verrückt bin, da ich mich nie von manchem Gedankengut meiner Psychose distanzieren kann – auch im „normalem Zustand“ nicht.
Bin ich anmaßend? Gänzlich übergeschnappt?
Oft sind es religiöse und allumfassende Wahrheiten, die sich mir in der Psychose offenbart haben. Kann eine Psychose auch Wahrheiten erhalten, deren Reichtum man einfach spürt?
Als wären es so etwas wie Naturgesetze?
Steht also mein Glaube meiner geistigen Gesundheit im Weg? Oder kann eine Psychose mehr sein als die Krankheit, wie es mir die Ärzte sagen und unsere Schulmedizin lehrt?
Ich habe eine ähnliche Frage in einem psychologischen Internetforum gestellt, daraufhin erhielt ich unter anderem eine sehr kritische und zweifelnde Antwort:
„Es ist Spinnerei zu behaupten die Krankheit Psychose könnte mehr sein, als das, was sie ist, nämlich eine Krankheit. Der Gedanke Psychose könne irgendein Potential enthalten, ist schlichtweg dumm und entspringt wahrscheinlich deinem psychotischen Gedankengut.
Also ist es Teil deiner Krankheit. Wenn du wieder normal wirst, wirst du dies einsehen. Auch die religiösen Wahrheiten, die du zu entdecken glaubtest, würden wohl von Theologen so nicht bestätigt werden…“
Wahrheit oder psychotisches Wunschdenken?
Nun, dies hier ist keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern nur mein persönlicher Bericht über Dinge, die ich erlebt habe. Aber ich denke, dass niemand mit Gewissheit sagen kann, was Wahrheit ist und was Wunschdenken oder Illusion.
Ich habe gelernt, auf mein Gefühl zu vertrauen und vielleicht wirst auch du nach diesem Artikel eine andere Antwort auf die Frage finden als zuvor.
Diagnose: schizoaffektive “Störung”?
“Wie du vermuten wirst, stimmt etwas in meinem Kopf nicht so ganz.
Das hört sich hart an, ist aber die Realität, meine Realität, mit der ich tagtäglich zu kämpfen habe.”
Meine derzeitige Diagnose lautet „schizoaffektive Störung“. Anfangs hieß es noch „Angstneurose und Depression“. Die angebliche einfache Depression entwickelte sich dann zur bipolarem Phänomen weiter. Bipolar bedeutet, manischdepressiv zu sein, also ein stetiges Schwanken zwischen den beiden Polen extremer Euphorie (Manie) und Depression.
Die manische Phase ist gekennzeichnet von Übermut: himmelhochjauchzend und voller Energie und steht im starken Kontrast zur Depression, die durch ein Leeregefühl und tiefe Verzweiflung geprägt ist.
In den ersten Jahren dieses Phänomens, ich spreche hier bewusst nicht von Erkrankung,
ist die Suizidrate sehr hoch, da der Betroffene oft von der Manie direkt in die Depression fällt und der Unterschied der Stimmung so noch größer ist, als wenn man aus einem normalen Zustand heraus in eine Depression fällt.
Manche Betroffenen erleben zwischen diesen zwei Extremen auch normale Phasen. Entfallen die normalen Phasen jedoch ganz, spricht man von „Rapid cycling“, wodurch die Belastungen für Geist und Körper noch höher sind, da man nie eine Ruhepause hat und Manie und Depression sich andauernd abwechseln.
Die schizoaffektive Psychose hat im Vergleich zu dem reinen bipolaren Phänomen noch einen psychotischen Anteil.
Meist treten die Psychosen in der Manie auf.
(Ich hatte also Depressionen und Manien mit psychotischen Episoden.)
Bei einer Psychose hat der Betroffene oft etwas was oberflächlich nach Realitätsverlust aussehen kann und er dabei etwas war, was die Psychiatrie und die Psychiater fälschlicherweise als reine Krankheit, Spinnerei abstempeln..
“akustische sowie auch optische Halluzinationen hören die “Erkrankten” (=Psychiaterjargon, ich mach dieses Wort gar nicht)
hören somit Stimmen oder sehe Dinge, die nicht real vorhanden sind.”
an dieser Stelle will ich sehr gerne auf meine Vortragsreihe zum Thema
“Was ist Psychose wirklich” verweisen.
In dem ersten Vortrag erkläre ich warum Realität immer subjektiv ist, und es schon fast frech ist andere Realitäten als “krank” plump abzustempeln, nur weil man sie nicht kennt, verstehen oder nachvollziehen kann!
Psychiatrie Reportage: Wie hängen das ZFP Emmendingen & der hiesige Suizidhotspot Bahnhof zusammen?
Nach GRAUSAMSTER Psychiatrie Erfahrung: Wie sieht meine Wunschklinik aus? [Genesungszentrum]
Vision: Das Erkennen der Ursachen meiner Krankheit
Während einer manischen und psychotischen Phase in der Klinik hatte ich sehr viel Zeit, über mich selbst und die Ursachen meiner Krankheit nachzudenken, vor allem über die Ursachen der Angststörung. (hauptsächlich in der Isolierzelle, was keine schöne Sache war, siehe folgenden Eindruck von mir:
“Kameras aufs WC gerichtet! Ich wurde 4 Tage in eine Isolierzelle gesperrt/ Menschenrechtsverletzung”)
Aber während jenen Psychosen hatte ich plötzlich Ideen und Einsichten, die mir in “normalen” (was ist schon normal??) Zustand, also jenseits der Psychose nicht zugänglich waren.
Ich hatte das Gefühl, auf ein Wissen, das tief in mir verankert ist, zugreifen zu können, als würde sich mir eine Schatztruhe öffnen, die normalerweise fest verschlossen war. Plötzlich konnte ich darauf zugreifen, konnte die Truhe einen Spalt breit öffnen und völlig neue Erkenntnisse gewinnen. Einige der Erkenntnisse, die sich mir schlagartig offenbarten, schrieb ich in einem langen Brief an mich selber auf.
Plötzlich wusste ich einfach, dass der Grund meiner “Angststörung” (jede Krankheit hat ihre Funktion!) die Wochenbettdepression meiner Mutter war.
Mir gelang das Aufstellen eines “Krankheitsmodells”, mit den Ursachen für meine Angststörung.
Ich habe zwar oft mit Psychologen versucht, die Gründe für meine “Angststörung” zu finden, doch diese Einsichten, die ich mitten in der manisch geprägten Psychose hatte, waren gänzlich neu und ergaben ungemein viel Sinn. (& meine übrigen Antworten die in ich Therapie brauchte, habe ich schließlich nicht bei einem kassenärztlichen Psychologen, sondern einem erstklassigen Heilpraktiker gefunden! Danke Gerhard Stummer an dieser Stelle, der mich seit vielen Jahren begleitet!)
Nie habe ich im Laufe der Therapie, obwohl ich ja von vielen Psychiatern und Psychologen bereits behandelt worden bin, solche logischen und konsistenten Erklärungen gefunden. Für mich ist das ein weiterer Beweis dafür, dass sich das Bewusstsein während einer Psychose weitet und man tief ins Unterbewusstsein eindringen kann, und dort auf sonst verborgenes Wissen zugreifen kann.
Vision: Der Gott Wolfgang
Auch Götter habe ich gesehen oder “halluziniert” (wie fast jeder Psychiater an dieser Stelle eifrig diagnositizieren würde, den jede Diagnose bringt schließlich Geld, wenn sie auch dem Selbstbewusstsein des Patienten nicht gerade gut tut..) und auch mit ihnen gesprochen. Dazu ist zu sagen, dass es für psychotische Menschen ganz typisch ist, in Mitmenschen Symbolfiguren hineinzuprojizieren. Ich glaubte, in einem sehr alten Mitpatienten einen Gott zu erkennen, der Wolfgang hieß und der für mich den Gott des Alten Testaments symbolisierte. Dieser Wolfgang war mit mir einer Meinung, dass die Menschen einen schrecklichen Fehler machten im Umgang mit anderen Lebewesen, also mit unseren Tieren und der Natur im Allgemeinen. Das anthropozentrische christliche Weltbild, das im Menschen etwas ganz Besonderes sehe und ihn über die Tiere erhebe, sei schlichtweg falsch und verursache auch sehr viel Leid. Wir seien alle Geschöpfe Gottes, wobei ein Mensch eben nicht mehr oder weniger Wert besitze wie eine Spinne, eine Fliege oder ein Schwein.
Wolfgang betonte, dass es ein Fehler des Menschen sei und von Hochmut zeuge, sich über die übrigen Lebewesen und die Natur zu erheben. Dass alles eins und miteinander verwoben sei und dass das eine nicht ohne das andere existieren könne. Als ich Wolfgang fragte, ob ich etwas für ihn einkaufen solle, weil ich ohnehin zum Supermarkt um die Ecke wollte, meinte er: „Bananen wären gut. Die haben unseren Vorfahren, den Affen, auch geschmeckt.“
Ich musste lachen, denn der Gott Wolfgang hatte offenbar Humor.
Vision: Begegnung mit Yin und Yang
Die meisten Menschen kennen das Yin- und Yang-Zeichen. Ich selbst habe es eigentlich immer so interpretiert, dass es den Gegensatz von Gut und Böse in der Welt darstellt. Schwarz gegen Weiß und Gut gegen Böse.
Yin heißt auf Deutsch „Schattenseite des Berges“ bzw. „schattige Uferseite des Flusses“. Es verkörpert die passive, nach innen gerichtete Energie und gilt als weiblich. Yin steht für Nacht, Dunkelheit und Stille.
Yang bedeutet übersetzt „Sonnenseite des Berges“ bzw. „sonnige Uferseite des Flusses“. Es ist das aktive, Impulse gebende Prinzip und wird als männlich bezeichnet. Es steht für Sonne, Tag, Licht und Bewegung.
Während einer Psychose ordnete ich aber Yin das Helle und Yang das Dunkle zu und möchte meine vertauschte Zuordnung im Folgenden auch beibehalten, da sie mir instinktiv richtig erscheint. Ich glaube, meine umgedrehte Zuordnung des Yin-Yang Zeichens entstand vor allem durch den hellen Klang des Wortes Yin, der in mir Assoziationen nach Licht hervorruft, während der dunklere Klang des Wortes Yang mich mehr an Schatten und Dunkelheit erinnert.
Ich begegnete Yang in der Person eines jungen Mitpatienten, der für mich die Macht des Dunklen in der Welt symbolisierte. Dieser Mann verkörperte für mich das Böse in der Welt.
Doch warum blickte er so traurig drein? Als er mich schüchtern anlächelte, offenbarte sich mir mit einem Schlag ein neues Weltbild: Dieser tätowierte, auf den ersten Blick Furcht einflößende junge Mann, der für mich die dunkle Seite und Macht des Yang symbolisierte, war traurig und deprimiert. Er war es leid, immer der Bösewicht zu sein, ungeliebt von den Menschen, die nur nach Glück und Erfolg streben.
Er sah mich lange nachdenklich an und meinte dann: „Du, du weißt nun, wer ich bin. Ich gehöre nun mal auch dazu, doch niemand will mich haben. Wenn die Menschen sich nur mit mir versöhnen könnten. Doch immer bin ich der Buhmann. Die Seite Yin hat es leicht, nach ihr sehnen sich alle. Mich stoßen alle ab, obwohl ich genauso notwendig bin wie das Yin.“
In dem Lied „Kontrast“ meiner Lieblingsband Mono & Nikitaman heißt es:
„Weil man liebt und weil man hasst, es geht bergauf und bergab.
Weil man nicht weiß, was Glück ist, wenn man nie Pech hat.
Weil ich auch mal schwach bin, wenn ich denke, ich wäre stark.
Weil jeder von uns mal stark ist und auch jeder mal schwach, liegt die perfekte Harmonie vielleicht im Gegensatz.“
Ich liebe dieses Lied schon jahrelang. Doch die Weisheit, die in diesen Zeilen liegt, wurde mir erst bei dem kurzen Gespräch mit diesem jungen Mann, meinem Yang bewusst.
Vision: Die Melodie des Buddhismus
Mithilfe eines Klaviers und eines Schachbrettes verstand ich die Grundzüge des Buddhismus, obwohl ich mich noch nie mit der buddhistischen Religion befasst habe. Es eröffneten sich mir zwei Gleichnisse mit spiritueller Bedeutung:
Das erste davon fiel mir ein, als ich ein wenig auf dem Klavier herumspielte, das auf unserer Station stand. Wenn man Klavier spielt, braucht man dunkle und helle Töne, schwarze und weiße Tasten. Spielt man nur helle, hohe Töne, wird das nach kurzer Zeit lästig und hört sich nervig an. Besteht die Melodie dagegen nur aus dunklen Tönen, wirkt sie deprimierend. Am spannendsten ist es, wenn man sowohl die dunklen als auch die hellen Töne gleichzeitig und abwechselnd spielt und drückt. Und am leichtesten und harmonischsten ist es, die mittleren Töne zu spielen.
Auf das Leben übertragen: Erlebt man nur gute (helle) Zeiten, kann man sie schnell nicht mehr genießen und Zeiten voller Dunkelheit machen uns traurig. Spannend wird es, wenn man dunkle und glückliche Zeiten erlebt, das Auf und Ab des Lebens. Und würde jetzt jemand auf die Idee kommen, die schwarzen Tasten oder tieferen Töne des Klaviers als böse oder schlecht und die weißen Tasten und hohen Töne als gut zu bezeichnen?
Nein, man sieht es wertfrei. Es ist ja auch nur ein Klavier. Doch spielen wir alle das Musikstück unseres Lebens in jeder Sekunde, die vergeht, auf dem Klavier unseres Lebens. Das Streben nach Perfektion und Glück ist menschlich, und auch ich hasse natürlich Momente der Depression und versinke dann in Selbstmitleid. Wenn man sich aber dieses Klavier des Lebens mit den dunklen Yang- und den hellen Yin-Tönen (wie gesagt: Ich möchte bei meiner Interpretation bleiben) ins Gedächtnis ruft und versucht, nicht zu bewerten und dankbar für ein kontrastreiches Leben zu sein, kann man gestärkt aus dunklen Zeiten hervorgehen. Wer aus einem dunklen Kontext hervorgeht, kann umso mehr strahlen.
Vision: Begegnung mit dem Tod
Während einer anderen Psychose sah ich in einem anderen Mitpatienten die Inkarnation des Todes gesehen. Ich hatte Angst vor dieser Gestalt und wollte vor ihr weglaufen, wahrscheinlich auch, weil ich den Tod so oft schon in depressiven Phasen herbeigesehnt hatte und wohl doch noch nicht für ihn bereit war.
Aber in dieser Inkarnation konnte ich ihn als das erkennen, was er letztlich ist: Ein ruhiger Begleiter unseres Lebens, der immer an unserer Seite weilt, mal präsenter, mal mehr im Hintergrund, ohne uns zu vergessen, ob wir es nun wollen oder nicht.
Ich bin mir mittlerweile sicher: Etwas Böses will er sicher nicht, der Tod. Er gehört zur Ordnung dieser Welt und erfüllt seine Aufgabe. Und wer ihn als Freund und nicht als Feind sieht, vor dem man Weglaufen muss, der söhnt sich mit den Gesetzen des Kosmos aus und verliert ein Stück weit seine Angst vor ihm.
Diese Begegnung führte zu einem Gebet, das ich zusammen mit anderen Patienten in der Psychiatrie ausformulierte:
„Ich bin dem Leben dankbar, mit seinen Fragen und Antworten, die uns geduldig erwarten, mit dem Kontrast freudiger Sonne und traurigem Mond, der Kraft und Energie zwischen Yin und Yang, den Sternschnuppen, die uns die Himmelskörper schenken, der Wechselwirkung von Wasser und Feuer, der Umwandlung von Regen zu Schnee. Ich bin dem Leben dankbar wegen der Schönheit der Natur, die uns unsere höhere Macht geschenkt hat, mit ihren Tieren, Bäumen, Pflanzen und Steinen, dem Sand und der Erde, den Regenbögen, die entstehen, wenn Sonne und Regen sich vereinen, der Luft, dem Wind, dem Sturm. Es ist so schön zu fühlen und zu spüren, Liebe und Freundschaft zu erleben, woraus Beziehung und Familie entstehen. Es ist wunderbar Glauben und Frieden zu realisieren, wodurch es Freiheit und Religion gibt. Gemeinschaft ist etwas Wunderbares und schafft am richtigen Ort zur richtigen Zeit neue Bekanntschaften. Es ist einzigartig zu wissen und zu lernen, mit Gelassenheit zu sehen und zu hören, sensibel Musik, Geschmack und Geruch zu erleben, gesund zu sein oder zu genesen, einfach zu überleben – dafür bin ich dankbar. Einfach ein Dach über dem Kopf zu haben, Essen und Trinken zu bekommen, Struktur zu finden und anzunehmen, Geburt und Tod zu erleben, auch das Schicksal mit seinen Werten und der Moral zu lieben – das bedeutet Dankbarkeit. Einfach sich auf das Wundervolle zu besinnen, das man hat, das heißt Zufriedenheit! Dafür bin ich dem Leben dankbar.“
Was ist Wahrheit, was ist “Krankheit”?
ich hatte ja in der Überschrift dieses Artikels gemeint, das dies hier die überarbeitete Version eines Artikels ist, den ich 2017 geschrieben hatte.
Meine Antwort auf die Frage, was ist bei einer Psychose Wahrheit, was “Krankheit”, war 2017:
Heute ist meine Antwort eine andere 🙂
Wenn sie euch interessiert, findet ihr sie auf meiner Homepage, wo ich unter anderem die drei Ebenen erkläre, die ich heute in Psychose sehe:
Ich sehe bei Psychose drei Ebenen:
1. Ebene: die (angebliche) Stoffwechselstörung/ die Stoffwechselstörungslüge
2. Ebene: die (mögliche) Heilungschance
3. Ebene: die Bewusstseinserweiterung..
„Finde den Frieden im brennenden Haus.“
(zen-buddhistische Weisheit)oder
“…Warum sollte ich mich denn überhaupt verbrennen lassen und einfach so aufgeben?
Daher lauf ich aus dem Haus doch einfach raus und bringe mich in Sicherheit..”
(Weisheit von Vera Maria)
auch noch eine andere Sichtweise hat sich bei mir drastisch geändert:
ich schrieb 2017:
“Die Isolierzelle als Rettung vor Überforderung”
2017 war meine Ansicht schlicht, ohne viel Wertung:
“Der Beruhigungsraum ist ein isoliertes, abgeschlossenes Zimmer, in dem sich ein Fenster, ein Bett und eine Toilette befinden. In dieser Isolierzelle verbringt man völlig alleine einige Stunden oder Tage und hat nur Kontakt zur Außenwelt, wenn man penetrant nach dem Personal klingelt oder sein Essen erhält.
Oft wird ja genau das assoziiert, wenn man an Menschen in einer Psychiatrie denkt: Karge Isolierzellen, in denen völlig verstörte Menschen schreiend und tobend an die Türen schlagen.
Ich war einer dieser Menschen und oft kippte meine Psychose von einer spirituellen Reise in einen Horrorfilm um, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gab. Ich war dabei extrem verwirrt und meist auch nicht mehr ansprechbar. Ich goss mir Suppe über den Kopf, schmierte mich mit Essen voll und zerriss meine Kleidung. Ich habe geschrien, getobt und geweint. Und landete jedes Mal in der Isolierzelle. Ich wollte es so. An Vieles kann ich mich nicht mehr erinnern und bin heilfroh darüber! Und trotzdem: Wenn ich an die Psychosen zurückdenke, erinnere ich mich vor allem an die schönen Erlebnisse.”
aber heute, 2022 habe ich für mich erkannt, das das was uns die Psychiatrie so nett als “Beruhigungszimmer” verkaufen will, einfach Folter ist!
Ein Isolierzimmer geschaffen um das Chaos auf Station irgendwie in den Griff zu kriegen, was dadurch entsteht das der große Teil des Budgets in Medikamente fliest, die wohl kaum den Patienten helfen, sondern sie ruhig stellen sollen, Menschen ruhig stellen, die sich dem System nicht fügen wollen – FREIGEISTER!
Menschen ruhig stellen in Isolierzellen, weil das Personal maßlos überfordert ist mit den “spirituell Erwachenden” – ja das sind psychotische Menschen, viele Menschen würden ihre Psychose als Erwachenschance nutzen können, würden sie nicht durch Neuroleptika und dergleichen sofort in diesem Prozess gestoppt werden!
Doch die meisten Psychiater können sich wohl wenig unter dem Phänomen des Erwachens vorstellen!
Übrig bleiben nach der Psychiatriemissere oft von Zwangsbehandlung und Medikamentenzwang gebrochene und total sedierte Menschen, denn Psychopharmaka werden zuverlässig vom ambulanten Psychiater auch nach dem Psychiatrieaufenthalt weiterverschrieben, da braucht man sich keine Sorgen machen das man mit Medikamenten zu kurz kommt!
Medikamente bekommt wer will – aber auch wer nicht will!
Denn in vielen Kliniken herrscht Medikamentenzwang!
Sprich wer keine Medikamente nehmen will, der wird rausgeschmissen!
Hinsichtlich der Psychiatrie muss sich ALLES, ja wirklich so ziemlich ALLES grundlegend ändern!
schon 2017 hatte ich erste Erkenntnise, was das Potenzial einer Psychose anbelangt. Damals schrieb ich:
ich widerspreche heute aber jener folgenden Aussage von 2017 von mir, das ich in der zukünftigen Behandlung von Psychosen primär auf Medikamente setze – ich hoffe natürlich das die Forschung an Medikamenten ENDLICH (den die Pharmalobby hat diese Forschung großteils eingestellt, obwohl ihre Produkte katastrophal sind!) fortgesetzt wird, um für Menschen die zum Beispiel nicht auf “Open Dialog” ansprechen (85 % Heilungsquote bei Psychosen!) eine letzte Möglichkeit zu bieten – 2017 sagte ich also noch:
“Gäbe es in Zukunft Medikamente, die das Potenzial einer Psychose ausschöpfen könnten bei gleichzeitiger Hemmung der mit einhergehenden Reizüberflutung, so dass der Betroffene nicht während der Psychose den Verstand verliert, wäre das nach meiner Einschätzung ein medizinischer Fortschritt, der ungeahnte Möglichkeiten eröffnen würde. Meine Hoffnung ist es, diese Entwicklung noch erleben zu dürfen.”
Heute sehe ich die zielführende Behandlung von Psychosen aber primär in Gesprächstherapien, alternativen Ansätzen und Medikamente, auch zukünftige vielleicht fortschrittlichere Medikamente nur als Mittel allerletzter Wahl, nach dem Motto
“a tool, not a way of life!”
Psychisch anders
Fluch oder Segen – wer weiß es?
Krankheit oder Fähigkeit – eine kulturell bedingte Auslegung!
Heiler, Schamanen und Heilige..
“Psychisch krank” und absonderlich..
Wer sind wir wirklich, wir psychisch anderen Menschen?
Sind wir mehr als das Ergebnis einer wahrlich kranken Gesellschaft?
(Gedicht von Vera Maria)
meinen Erfahrungsbericht meiner ersten Psychose
“Die unheimliche Magie der Psychose”
gibt es online erhältlich oder im Buchhandel.