Unserm Geist wird viel geboten, damit er aufhört, selbst zu denken

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Dieser Text ist auf den Tag drei Jahre alt, aber ich stehe nachwievor dazu:

Aus meiner Ballade “Suche aber finde nicht”:
“Unserm Geist wird viel geboten, damit er aufhört, selbst zu denken.
Die Agenda bestimmt die Einschaltquoten, NACHRICHTEN UNSER DENKEN LENKEN.
Augen und Ohren werden bombardiert, die Botschaften immer die gleichen,
unser Geist wird betoniert, Schwestern, Brüder, erkennt die Zeichen!”

Auszug aus meinen heutigen Gedanken zum Zusammenleben der Menschen:
Vor 15 Jahren begann ich eine „Organismische Ethik“ zu schreiben, die sich an unserem menschlichen Organismus orientiert, auch der Apostel Paulus hat dieses Bild im 1. Kor 12, 12-27 genutzt. Ich denke dabei in Analogien, so wie viele mich schon kennen.
Jeder Mensch ist für mich eine intelligente und (hoffentlich) ihrer selbst bewusste Zelle, die mit anderen, in etwa gleich gesinnten Zellen ein Organ – ein Volk, eine Kultur, eine Sprache – im Menschheitskörper bildet. Dieses Organ hat – sonst gäbe es dies nicht – eine bestimmte Aufgabe für den ganzen Organismus zu übernehmen, die lebensnotwendig ist. Das Organ kann aber diese Aufgabe nur für den ganzen Leib erfüllen, wenn die Zellen, die das Organ bilden, eines Sinnes sind, also einwilligen in die Aufgabe des Organs. Stellt euch eine Leber vor, in der ein Haufen Nierenzellen versammelt sind, also Zellen, die gemeinsam eigentlich einer anderen Aufgabe zugeordnet sind. Der Leber wird es immer schwerer fallen, die ihr zugeordnete Aufgabe zu erfüllen – und das ist problematisch für den ganzen Leib. Jedes Organ ist gleichwertig, aber wundervoll einzigartig, so wie eben jeder Mensch auch.

Was will ich damit sagen? Dass es mehrere Wege gibt, ein Volk kaputt zu machen: mit Bombenteppichen, durch Aushungern oder durch die Infiltration mit so vielen Andersdenkenden, dass das Volk gespalten und Zug um Zug seiner Identität beraubt wird – und damit der Fähigkeit, seine ihm zugedachten Dienst an der Menschheit zu leisten. Ich heiße hier jeden Menschen willkommen, der sich in seiner Heimat fremd und bei uns Zuhause fühlt, also unseren „Grundkonsens“ teilt, sei er schwarz, Jude, Moslem, Buddhist… (Ergänzung vom 11.1.18: Ich habe mit etlichen Menschen gesprochen, die in Einrichtungen für Asylbewerber arbeiten – in kaum einem Bereich gibt es derart viele Burn-Outs wie hier. Es ist einfach die zu große Menge von traumatisierten Menschen aus so unterschiedlichen Kulturen, die die Menschen guten Willens fertig macht. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen ebenfalls Millionen traumatisierte Deutsche aus dem Osten, denen keine angemessene psychologische Hilfe zuteil wurde. Als Nachkriegskind (1959) habe ich – wie unzählige meiner Altersgenossen – die unglaubliche Wut auf das Leben der traumatisierten Zurückgekehrten am eigenen Leib spüren müssen. Viele der Hunderttausende, die jetzt zu uns gekommen sind und noch kommen, sind im Prinzip tickende Zeitbomben. Einfach weiter so geht nicht – nur, unsere Gesellschaft ist durch die Medien derart polarisiert, dass derzeit kein politischer Diskurs über möglich erscheint, der respektvoll ist, auch gegenüber denen, die da gekommen sind und noch kommen werden.)

Ich bin nach zwei Jahren aus Costa Rica zurückgekehrt, weil ich mich dort nicht Zuhause gefühlt habe, weil die Art, wie die Menschen dort leben, nicht die Meine ist. Ich gehörte dort nicht hin! Aber ich habe viele wunderbare Menschen dort kennenlernen dürfen und halte ja noch zu etlichen Kontakt, seien es Ticos oder Deutsche. Wer mich kennt, weiß dass ich alles andere als ein Rassist bin, schon als Kind haben mich die Fremden angezogen, als 11jähriger brachte ich einmal einen Amerikaner vom Bahnhof in Hildesheim mit nach Hause, der dann eine Woche bei uns zu Gast war.

Ich werde mich also nicht an der Spaltung unseres Volkes beteiligen und auch auf keine Kundgebung oder Gegenkundgebung gehen. Aber ich werde weiter meiner Berufung folgen, meinen Menschengeschwistern beim Aufwachen und Erinnern zu helfen, welch wunderbaren Geistes Kind wir wirklich sind – jeder Mensch!

Götz Wittneben, Leipzig 10.01.2015

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Götz Wittneben, Jahrgang 1959, studierte Evangelische Theologie, forschte für Rupert Sheldrake im Bereich »Bewusstsein«, arbeitete 12 Jahre mit arbeitsuchenden Jugendlichen in einer Jugendwerkstatt und mehr als vier Jahre als Arbeitsvermittler in der Bundesagentur für Arbeit. Hier ist er in tausenden Gesprächen überraschenden Phänomenen auf die Spur gekommen, die weitreichende Folgen für unser Leben haben. Er ist Vater zweier erwachsener Kinder und lebt seit Herbst 2014 als freier Autor, Lebensberater und Liedermacher in Leipzig. Seit dem Herbst 2015 arbeitet er darüber hinaus als freiberuflicher Redakteur und Moderator bei Neue Horizonte.TV, Leipzig. Seine Themen vor allem: Bewusstsein, Selbstverantwortung, alternative Ansätze in der Medizin, Spiritualität und Potentialentfaltung. Seine Homepage lautet wie sein Buch: www.wenn-wir-wuessten.de

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