Psychose als Tor zu einer Bewusstseinserweiterung:
Ich habe mich nie vorher mit Buddhismus beschäftigt – ich konnte in der Psychose buddhistische Gleichnisse aufstellen..
Während der Psychose hatte ich Visionen, habe mit Göttern gesprochen – das alles beschreibe ich in meinem Buch “Die unheimliche Magie der Psychose”..
Für mich ist Psychose das Tor in eine spirituelle Welt!
Vision: Das Erkennen der Ursachen meiner Krankheit
Während einer manischen und psychotischen Phase in der Klinik hatte ich sehr viel Zeit, über mich selbst und die Ursachen meiner Krankheit nachzudenken, vor allem über die Ursachen der Angststörung.
Plötzlich hatte ich Ideen und Einsichten, die mir in normalen Zustand, also jenseits der Psychose nicht zugänglich waren. Ich hatte das Gefühl, auf ein Wissen, das tief in mir verankert ist, zugreifen zu können, als würde sich mir eine Schatztruhe öffnen, die normalerweise fest verschlossen war. Plötzlich konnte ich darauf zugreifen, konnte die Truhe einen Spalt breit öffnen und völlig neue Erkenntnisse gewinnen. Einige der Erkenntnisse, die sich mir schlagartig offenbarten, schrieb ich in einem langen Brief an mich selber auf.
Plötzlich wusste ich einfach, dass der Grund meiner Angststörung die Wochenbettdepression meiner Mutter war. Mir gelang das Aufstellen eines Krankheitsmodells, mit den Ursachen für meine Angststörung. Ich habe zwar oft mit Psychologen versucht, die Gründe für meine Angststörung zu finden, doch diese Einsichten, die ich mitten in der manisch geprägten Psychose hatte, waren gänzlich neu und ergaben ungemein viel Sinn.
Nie habe ich im Laufe der Therapie, obwohl ich ja von vielen Psychiatern und Psychologen bereits behandelt worden bin, solche logischen und konsistenten Erklärungen gefunden. Für mich ist das ein weiterer Beweis dafür, dass sich das Bewusstsein während einer Psychose weitet und man tief ins Unterbewusstsein eindringen kann, und dort auf sonst verborgenes Wissen zugreifen kann.
(S. 56 im Buch “Die unheimliche Magie der Psychose”)
Vision: Der Gott Wolfgang
Auch Götter habe ich gesehen oder halluziniert und auch mit ihnen gesprochen. Dazu ist zu sagen, dass es für psychotische Menschen typisch sein kann, in Mitmenschen Symbolfiguren hineinzuprojizieren. Ich glaubte, in einem sehr alten Mitpatienten einen Gott zu erkennen, der Wolfgang hieß und der für mich den Gott des Alten Testaments symbolisierte. Dieser Wolfgang war mit mir einer Meinung, dass die Menschen einen schrecklichen Fehler machten im Umgang mit anderen Lebewesen, also mit unseren Tieren und der Natur im Allgemeinen. Das anthropozentrische christliche Weltbild, das im Menschen etwas ganz Besonderes sehe und ihn über die Tiere erhebe, sei schlichtweg falsch und verursache auch sehr viel Leid. Wir seien alle Geschöpfe Gottes, wobei ein Mensch eben nicht mehr oder weniger Wert besitze wie eine Spinne, eine Fliege oder ein Schwein.
Wolfgang betonte, dass es ein Fehler des Menschen sei und von Hochmut zeuge, sich über die übrigen Lebewesen und die Natur zu erheben. Dass alles eins und miteinander verwoben sei und dass das eine nicht ohne das andere existieren könne. Als ich Wolfgang fragte, ob ich etwas für ihn einkaufen solle, weil ich ohnehin zum Supermarkt um die Ecke wollte, meinte er:
„Bananen wären gut. Die haben unseren Vorfahren, den Affen, auch geschmeckt.“
Ich musste lachen, denn der Gott Wolfgang hatte offenbar Humor.
(Kapitel ab S. 69 im Buch “Die unheimliche Magie der Psychose”)